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Ein Freiwilliger erzählt - Guido

Tandemprogramm «Gemeinsam hier»: 'Geben und Nehmen' und viele neue Entdeckungen!


Wenn man auf einen Tandempartner eingeht, kann man immer neue Dinge erleben, kennenlernen und dazulernen.


Ich habe nun schon das dritte Tandem. Zwei dieser drei Partner sind Muslime, sogar strenggläubig. Am Anfang dachte ich, das könnte mich vielleicht einschränken – zum Beispiel, zusammen ein Bier trinken oder an einem Stand eine Wurst essen ist nicht drin. Aber stattdessen haben sich wunderbare, ganz neue Möglichkeiten ergeben!


Mein jetziger Tandempartner kommt aus der Türkei. Er hat mich zu türkischen Festen eingeladen, bei denen ich sowohl kulturell als auch kulinarisch viele neue Dinge erleben durfte. Bei einem der Feste gab es türkischen Kaffee. Ich kannte den zwar schon und wusste, dass ich ihn mag. Aber hier zeigte man mir eine interessante Zubereitungsart: In einem grossen Topf oder einer Pfanne wird Sand erhitzt, und der kleine Metalltopf zum Kaffeekochen wird in diesen heissen Sand gestellt. Dadurch wird der Inhalt nicht nur von unten, sondern auch rundherum erhitzt!



Gestern waren wir zusammen im Heididorf und haben anschliessend zusammen grilliert. Ich sagte: "Da können wir das mit dem Kaffee doch mal zusammen ausprobieren." Gesagt, getan. Ich brachte einen Topf und Sand mit, Hasan brachte die Kanne und echtes türkisches Kaffeepulver mit, und wir haben es zusammen ausprobiert. Übrigens braucht es eine starke und sehr heisse Flamme, damit der Sand wirklich heiss genug wird. Das haben wir beim Grillieren gleich mit erledigt. Danach gestand Hasan mir, dass er die Variante mit dem Sand selbst auch noch nie gemacht hatte 😊



Beim gemeinsamen Kaffeetrinken erzählte Hasan mir von einer Tradition in der Türkei: "Nach Brauch und Sitte geht der Bräutigam zusammen mit seiner Familie ins Haus der Braut, um sie zu bitten. Im Namen Gottes und des Propheten wird das Mädchen offiziell von den Eltern des Bräutigams gebeten. Wenn die Eltern des Mädchens, nach Rücksprache mit den Kindern, einverstanden sind, stimmen sie zu. Danach folgt eine der wichtigsten Traditionen: Die Braut bereitet dem Bräutigam und seiner Familie einen besonderen Kaffee zu. Es gibt ein türkisches Sprichwort: ‚Eine Tasse Kaffee hat vierzig Jahre Erinnerungswert.‘ Das ist eigentlich ein schöner Wunsch, dass Freundschaften und Verbindungen immer bestehen bleiben."


Hasan hatte seine Familie, einschliesslich seiner Tochter, mitgebracht. Ich sagte scherzhaft zu seiner Tochter: "Das heisst, du musst jetzt lernen, guten Kaffee zu machen." Sie lächelte und sagte zu mir: "Zu dieser Geschichte gibt es noch einen zweiten Teil: Um den Bräutigam auf die Probe zu stellen, tut die Braut Salz in den Kaffee – wenn er sie wirklich liebt, lächelt er nur und lobt den Kaffee. So weiss auch die Braut, woran sie ist."


Im türkischen Brauch (eigentlich stammt das aus der osmanischen Kultur) gibt es noch weitere Bedeutungen des Kaffees. Zum Beispiel, wenn ein Gast zu Ihnen kommt, servieren Sie ihm eine Tasse Kaffee und ein Glas Wasser. Ein Gast, der diese Regel kennt, beginnt je nach Bedürfnis entweder mit dem Kaffee oder dem Wasser. Trinkt er zuerst das Wasser, bedeutet das eigentlich: "Wir haben Hunger, wir haben noch nicht gegessen." Beginnt er mit dem Kaffee, bedeutet das: "Wir haben gegessen, wir sind satt." Dies ist sowohl für den Gastgeber als auch für den Gast eine sehr höfliche Geste. Niemand fühlt sich beleidigt.

Oder, wenn Sie ein Geschäftsmann sind und Ihre Kunden mit Tee oder Kaffee bedienen, gibt es auch hier eine Regel: Mit manchen Kunden sind Sie eng befreundet, diesen Leuten serviert man keinen Tee, sondern Kaffee.

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